ICH MACH MICH AUF DEN WEG ZU MIR…
(über mein aller erstes Fastenerlebnis)
Ziemlich ausgepowert und mit leeren Akkus auf vielen Ebenen ging ich mir schon selbst, aber auch meiner Familie und Freunden, im wahrsten Sinne des Wortes auf die Nerven.
Zu Hause die 3 süßesten Kleinkinder auf Erden und nach den Karenzzeiten wieder zurück im Job, stand ich vor vielen Herausforderungen.
Wie nur alles unter einen Hut bringen und den gesellschaftlichen Normen entsprechen? Partnerin, Mutter, Hausfrau, Angestellte – nur um meine wichtigsten Rollen mal aufzuzählen.
Ein Licht am Ende des Tunnels war kaum sichtbar und oft war mir zum Heulen und Schreien zumute.
Ich sehnte mich nach einer wohlverdienten Auszeit – nur für mich alleine. Aber wohin nur?
Einige rieten mir zu einem Thermenbesuch, aber ich mag keine Thermen. Andere rieten mir zu einem Aufenthalt in einem Luxushotel, aber das sprengte meinen finanziellen Rahmen.
Einige Wochen vergingen und weit und breit war kein passendes Angebot für mich in Sicht. Mein Körper und auch ich selbst, wir fühlten uns gar nicht mehr wohl.
Eigentlich funktionierte ich nur noch und hatte sehr wenig Freude beim Erfüllen meiner Pflichten.
Beim Durchblättern einer Zeitung stieß ich auf ein Inserat. „Fastenauszeit im Kloster Pernegg“, hieß es da und voller Neugierde las ich weiter. Man versprach Ruhe, Entspannung, Zeit für sich selbst und Fasten nach der Buchinger-Lützner Methode. Davon hatte ich noch nie was gehört. Also machte ich mich schlau und jede Zelle in meinem Körper reagierte immer positiver darauf, je mehr ich darüber las.
Kurzentschlossen rief ich an und buchte meine Fastenwoche – nur für mich allein. Ja, da kann ich Gott sei Dank sehr spontan sein. Mein Mann hatte zur selben Zeit einen Auslandstermin und unsere Kinder wurden bei meinen Schwiegereltern untergebracht. In mir stieg mehr und mehr die Neugierde auf meine bevorstehende Fastenzeit und es war schön zu sehen, dass sich alle rund um mich herum mit mir freuten.
Die ersten Fasteninformationen trudelten damals per Brief bei mir ein und meine Fastenleiterin wirkte bereits am Foto des Angebots äußerst sympathisch auf mich. Der Koffer wurde gepackt und es ging bei schönstem Wetter nach Pernegg.
Allein schon die Fahrt durch die Allee zum Parkplatz des Klosters löste in mir ein wunderbar positives Gefühl aus.
Das gemütliche Zimmer war rasch bezogen und wenig später ging es zur Begrüßung in unseren Gruppenraum. Von unserer Fastenleiterin wurden wir auf das herzlichste begrüßt und ich stellte fest, dass es neben den Erstfaster*innen auch einige Fastenwiederholer*innen gab. „Gott sei Dank, ich werde das Fasten überleben“, dachte ich mir damals.
Unsere Tage vergingen wie im Flug und es gab viele Angebote die man wahrnehmen konnte. Ob Gymnastik, Wandern, Qigong, Sauna oder sich einfach nur Zeit für sich selbst nehmen – alles war möglich und es gab keinen Gruppenzwang.
Ich genoss meine wohlverdiente Auszeit, bemerkte wie ich immer mehr entspannen konnte und meine Batterien sich von Tag zu Tag mehr füllten – und dass alles obwohl wir beim Saftfasten neben Wasser und Tee nur einen frisch gepressten Obst-/Gemüsesaft bekamen und eine klare Gemüsesuppe.
Altes loslassen und Platz für Neues machen – darum ging es mir ganz persönlich. Im Austausch mit anderen Kursteilnehmer*innen bemerkte ich, dass jede/r mit anderen Wünschen und Zielen gekommen war. Unser Kursleiterin war eine wunderbar feinfühlige und inspirierende Frau und hatte unsere Gruppe super im Griff. Dennoch hatten wir jeden Freiraum, den wir uns nehmen wollten.
Extrem spannend fand ich, dass die meisten nicht wegen dem Abnehmen gekommen waren. Dass beim Fasten ein paar Kilos purzeln ist nämlich ein natürlicher und netter Zusatzbonus.
Mein Kopf wurde immer klarer und meine Gelassenheit und Entspannung kehrte rascher zurück als erwartet. Ich fühlte mich immer lebendiger und energiegeladener.
Verschiedene Körperpflegemaßnahmen wie Leberwickel, Körperbürsten und Ölziehen lernte ich kennen und vor allem der Einlauf hatte es mir angetan. Perfekt erklärt von unserer Fastenleiterin und alle meine Bedenken und Ängste waren verflogen. Ich genoss das angenehme Körpergefühl danach und schon lange hatte ich nicht mehr so einen flachen Bauch. Ich wusste meine Kinder gut versorgt und betreut und konnte mich ganz dem Fastenerlebnis hingeben. „Zeit mit mir, ist eine wunderbare Zeit“, dachte ich mir und ich war einfach nur glücklich und zufrieden.
Der Abreisetag kam schneller als gedacht und trotz Verzicht wurde ich mehr als reich beschenkt in dieser Woche. Unsere Fastenleiterin gab uns wertvolle Tipps für daheim und warum wir unsere neugewonnene Energie nicht sofort wieder ausgeben sollten. Gerüstet für den Alltag und um einige Kilos leichter ging es für alle wieder zurück nach Hause, denn daheim erwartete uns wieder Privates und Berufliches. Ich persönlich fühlte mich einfach großartig. Alle Daheimgebliebenen konnten es gar nicht fassen, dass ich von einer Woche fasten um so viel frischer und vor allem entspannter sein konnte.
„Endlich habe ich meine Kraftquelle gefunden“, sagte ich zu meiner Familie und ab jetzt werde ich mir einmal im Jahr eine Fastenauszeit gönnen.
Diesen Satz habe ich 2007 das erste Mal ausgesprochen und seither gehört das Fasten zu meinem Leben und mein Körper dankt es mir auf allen Ebenen. Fasten ist mehr – als nur Gewicht zu verlieren und ich kann nur jedem empfehlen es auszuprobieren. Am besten mit professioneller Begleitung, wie hier im Kloster Pernegg und ich möchte all die positiven Erlebnisse und Erkenntnisse während des Fastens nicht mehr missen, denn auch wenn ich schon so viel Fastenerfahrung sammeln konnte, so lerne ich jedes Mal etwas Neues über mich dazu. Meine nächste Fastenauszeit für 2025 ist bereits gebucht ;-)).
(Ch. K – Fastenfanin seit 2007)
Autorin: Christine Gaetz-Kettner